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Brief an Eva 01

Brief an Eva 01

Liebe Eva,

nun sind Jahrtausende ins Land gegangen und erst jetzt schreibe ich Dir. Über dieses Vorhaben habe ich sehr lange nachgedacht. Letztlich bin ich, mit dem nun absehbaren Ende einer langen Reise, zu dem Schluss gekommen es ist wohl an der Zeit mich bei Dir zu melden.

Wenn Du erlaubst, so schreibe ich Dir fortan immer wieder einmal. Ich weiß, Du wirst Dich vermutlich nicht an mich erinnern, denkst womöglich – ach was weiß ich ....
Stimmt, nehmen wir es genau, begegnet sind wir uns eigentlich nie -- -- persönlich. Vermutlich war eine Begegnung, war auch ich - nicht einmal vorgesehen, aber ....

Nein! Wirf diesen Brief bitte nicht gleich fort! Es handelt sich weder um eine dieser in der Moderne üblichen Werbebotschaften noch um sonstig dergleiche „Wurfsendung“.

Hm, es mag sein ... ja wahrscheinlich .... wahrscheinlich wirst Du dich beim Öffnen dieses Schreibens im ersten Moment erschrecken weil .... , ähnelt die Form dieses Briefes doch tatsächlich etwa einer Mahnung? Es sei Dir vorab versichert, Du und Adam, ihr habt definitiv alles bezahlt und - alle wissen es.

Du glaubst es kaum, aber man spricht noch bis ins heutige Jahrtausend von euch. Zumindest ab und an. Na ja, jedenfalls wurde über die Geschehnisse um euch vieles schriftlich festgehalten. Jeder kann also entsprechend nachlesen.

Überhaupt hat fast jedermann hier, zumindest einmal in seinem Leben von euch gehört. Natürlich erörtert längst niemand mehr Details, - Details interessieren in diesem Jahrtausend sowieso kaum mehr. -- Doch halt! Es sei, diese können in irgendeiner Form veröffentlicht, vermarktet oder in anderer Form aus- oder / und verwertet werden.

Auffällig ist, ihr werdet von Zeit zu Zeit immer wieder bemüht. Mitunter sogar zur Rechtfertigung von Gegebenheiten, Geschehnissen, menschlicher Eigenschaften. Letztlich sogar als Maßstab. Aber dazu später einmal mehr.

Warum ich gerade Dir schreibe? Nun, Du und Adam, ihr geltet in den meisten Glaubensrichtungen letztlich als das Stammelternpaar der gesamten Menschheit. Hier und da gab man euch zwar andere Namen, aber sicher ist, immer ihr seid gemeint.

Wie bereits eingangs erwähnt: Ich habe lange überlegt, ob ich Dir wirklich schreiben soll. Im Ergebnis denke ich mir, ihr habt beide längst das Recht zu erfahren, wie euren Nachfahren geschieht, geschehen ist.

Verzeih, wenn ich ab und an thematisch sprunghaft erscheine, aber da sind so viele Dinge .... , so viele Fragen:

Beispielsweise weiß bis zum heutigen Tag letztlich niemand auch nur annähernd, wie lange ihr im Paradies gelebt habt. Waren es, auch aus eurer Sicht, Ewigkeiten oder nur ein kurzer Moment? Waren kurze Momente, Ewigkeiten oder galten Ewigkeiten als .... .... ? Ach, was frage ich aber auch. Obgleich die Menschen heute die Zeit sogar faktisch, mathematisch einteilen und präzisieren können ist Ihnen selbst auch nach wie vor eine diesbezügliche Definition oder überhaupt ein Umgang mit der Zeit unmöglich.

Und, in einem tatsächlichen Paradies könnte der Mensch von heute sowieso nicht mehr überleben. Vor allem mehrheitlich jene nicht, welche sich: Überaus qualifiziert, positioniert gar zivilisiert und sehr intelligent nennen. Der Mensch von heute würde sich wahrscheinlich, wie er es nennt, dort auf Dauer langweilen. In eurem Paradies würde ihm wohl zu wenig „los sein“, die Herausforderungen und Aufstiegsmöglichkeiten wären ihm an einem solchen Ort auf Dauer zu gering.

Es gäbe sicherlich tausend Gründe, welche für die Menschen gegen dieses, euer damaliges Paradies sprächen. Nein, selbst die Wunder, die Schönheit des um euch beschriebenen Ortes könnten da keine Abhilfe schaffen, denn der Mensch, vor allem sein Herz, seine feinen Sinne und Gefühle sind im Laufe der Jahrhunderte leider immer mehr erblindet. Es scheint, als hätte der Mensch von heute weder Sinn und schon gar keine Zeit mehr für die Ewigkeit. Nicht einmal für einen dieser seltenen Momente ....

Das wahre Paradies würde heutzutage zur schnell vermarkteten 'last-minute'-Angelegenheit. Zu einem Urlaubsziel von welchem man sich in den Augen der wohl meisten Menschen anschließend auch noch erholen müsste da dort die „standardisierten Annehmlichkeiten“, „die erforderlichen Animationen“ und „gewohnter Service“ sicher nicht geboten wurden.

Der Mensch heute erklärt: Das Leben ist zu kurz, man möchte etwas erleben, man will genießen, man wolle und müsse Erfolg haben, sich verwirklichen, sich behaupten. Selbst in jungen Jahren sieht er sich gefordert an seine Alterssicherung zu denken und überhaupt er müsse .... er müsse .... er müsse ..... dann erklärt dieser heutige Mensch noch die angeblich allseits angestrebte Anerkennung, welche auch er sucht, scheinbar großzügig selbstverständlich auch seinem Nächsten wünscht. Erklärt sich dergleich sogar noch, während er seiner selbst im selben Augenblick verleugnend - zur Seite schaut.

Du wirst es nicht glauben. Fast alle Bedürfnisse, Entscheidungen bis hin zu Gefühlsentscheidungen werden schon seit langer Zeit an kleinen Metallplättchen und bedruckten Papieren – man nennt es Geld, Aktien und wie auch immer, bemessen bzw. getroffen. Nein, auf den Metallen und Papierstücken stehen nicht etwa Worte wie „Glück“, „Erfüllung“, „Geben“ oder „Geborgenheit“ im wahrhaftigen Sinne. Die Bezeichnungen sind so abstrus, dass man sie gar nicht erwähnen braucht.
Ja, ursprünglich sollten diese Metalle und Papiere lediglich den Tausch von Gütern erleichtern, doch inzwischen erschweren diese „Zahlungsmittel“, wie man sie auch nennt, viel zu oft das wirkliche Leben. Viele Menschen bezahlen inzwischen oftmals während der Übergabe oder Empfang von Zahlungsmitteln mit ihrer Menschlichkeit, dem wahren Leben. Ist es nicht unglaublich? Dies letztlich nur aufgrund dergleich abstruser Interpretation scheinbarer Wertigkeiten. Ja, der Mensch selbst macht sich und andere mitunter gar zu Gütern.

Stell Dir vor, inzwischen könnte niemand mehr die Frage beantworten ob Adam in der heutigen Zeit bei dir als Partner je eine Chance gehabt hätte, - konnte er selbst doch der Überlieferung nach, zumindest jener, welche uns Menschen seit langer Zeit vorliegt, weder mit Eigentum in Form von Gütern noch mit einer herausragenden Position glänzen. Und dass er zu eurer Zeit der einzige Mann in Deiner Nähe war, würde nach heutigen Maßstäben, selbst bei besten sogenannten Charaktereigenschaften - auch nicht annähernd dazu ausreichen, dass eine Partnerschaft in Betracht gezogen würde. Ja, sogar unter umgekehrten Vorzeichen gesehen, so müsstest Du heutzutage sicherlich mehr als nur Obst darbieten um einen Liebesbeweis, vor allem den Verstand, mit viel Glück auch das Herz eines Mannes zu erobern.

Überhaupt, das Herz, die Seele, Liebe gelten doch heutzutage allesamt als .... ach ich kann Dir nicht einmal sagen, ob diese wahren Schätze unseres Seins heutzutage überhaupt noch gelten. Ob sie inzwischen nicht sogar längst als bloße Aneinanderreihung von Buchstaben in den sogenannten Wörterbüchern vor sich hinvegetieren. Wenn die Menschen nicht irgendwann zur Umkehr anhalten, werden diese Umschreibungen womöglich sogar eines Tages zur eingeführten Gattung der „Unwörter des Lebens“ ausgerufen.

-.-.-.-.-

Versteh mich bitte nicht miss. Bevor Du, Ihr euch an dieser Stelle Gedanken, gar Selbstvorwürfe macht:
Nein, nein! Auch wenn so manch Gläubiger, manch menschliches Wesen dergleich beklagt, all diese bedauernswerten Wandlungen des menschlichen Ursprungs und Seins können nicht aus eurem Genuss einer verbotenen Frucht herrühren. Ganz gleich, ob es sich bei dieser Frucht nun um eine Feige oder durch fälschliche Übersetzung genannten Apfel handelte.

Und zudem, irgendwann hätte wohl jeder Paradiesbewohner von solcher Frucht gekostet. Denn die paradiesische Ewigkeit verleitet ja gerade zu solchem Handeln.
Ha! Wusstest Du, dass sich darüber zu eurer – na ja nennen wir es einmal Verteidigung - sogar Menschen, genannt Psychologen, einig sind.

Betrachten wir es genau, so habt ihr beide damals durch diese Frucht doch letztlich all die Erkenntnis erlangt, welche wir heute immer mehr zu verlieren scheinen. -
Hmm, die Erkenntnis! Habt ihr also eine Feige genossen, habt Ihr Heilung in Form von Erkenntnis erfahren? - Ja, ich wage fast zu behaupten; hättet ihr diese Frucht nicht versucht, hätten wir - eure Nachfahren niemals diese möglichen, wunderbaren Eigenschaften des „Mensch sein dürfen“ empfangen können. Letztlich hätte doch dann euer Herr selbst uns alle erschaffen müssen. Was wäre daraus wohl resultiert? Nein, dies ist keine Kritik an ihm, gar seiner selbst. Aber wäre alles nach seinem ursprünglichen Plan verlaufen, hätte es für uns Menschen je einen wahren Grund gegeben zu lieben, wie wir Menschen doch eigentlich so wunderbar lieben könnten? Uns gegenseitig zu ehren, zu vertrauen, uns einander festzuhalten, umeinander anzuhalten, ja um unser Gegenüber; - gar unsere Liebe zu kämpfen, Widrigkeiten gemeinsam zu meistern, wie wir Menschen es doch eigentlich könnten? Viele dieser Gefühle, ganz gleich, ob nach heutigen Maßstäben gut oder böse, sinnvoll oder unsinnig, wichtig oder überflüssig, viele dieser Gefühle hätten, niemals geboren, sich entwickeln, geschweige denn wirklich gelebt oder als höchstes aller Ziele gar erlebt werden können.

Wir wären doch niemals gewahr geworden, wie wunderbar es sein kann, Kind sein zu dürfen, später selbst Kinder zu zeugen, deren Entwicklung, Heranwachsen bis zum Gebären und darüber hinaus zu erleben. - Was wäre uns doch verloren gegangen, hätten wir nie die Chance gehabt die Liebe, das Vertrauen auch dieser kleinen Wesen spüren zu können. Sie in ihr Leben begleiten zu dürfen. - Ach ich könnte endlos aufzählen.

Weißt Du, würden die Menschen heute noch all die Gefühle und Sinne, so wie sie ihnen einst durch Deine, Eure Neugier geschenkt wurden, zulassen, so würde allen bewusst, dass euch letztlich gar keine Vertreibung aus dem Paradies widerfahren sein kann. Davon wissen ja sogar einige der inzwischen manifestierten Glaubensrichtungen zu berichten. Nicht nur, dass euer Herr wohl viel zu weise gewesen sein dürfte solch eine, als endgültig beschriebene „Vertreibung aus dem Paradies“ auszusprechen, so sieht das Geschehene doch vielmehr nach seinem wahren göttlichen Plan aus. Nach jenem Plan welcher allen Menschen das „Mensch sein“ in Form des Wunderbarsten, überhaupt nur Begreifbaren erst ermöglicht.

Nein, eine Vertreibung aus dem Paradies, in aller Konsequenz kann letztlich nie stattgefunden haben. Wir alle, ... wir alle, eure Nachfahren könnten es doch letztlich immer wieder selbst erfahren: Dem kann nicht so gewesen sein, denn genau genommen ist das Paradies selbst in der heutigen Zeit nie weiter als einen Herzschlag, einen Traum, einen wahren Gefühlsmoment weit von uns entfernt.

Doch das Gros der Menschheit glaubt leider inzwischen, es sei keine Zeit. Die Zeit, ihr Leben liefe ihnen davon. Sie bemerken gar nicht, dass sie doch nur sich selbst und somit auch ihrem Leben davonlaufen. In einem Tempo, welches nicht etwa ihrem eigenen Ich entspricht, sondern welches sie unbemerkt und fälschlicherweise als vorgegeben, sogar allgemeingültig zu erkennen glauben. Ihre sich selbst auferlegte Rat- und Rastlosigkeit, welche eben auch das Leben als viel zu kurz erscheinen lässt, ist es welche genau jenem Herzschlag, jenem Traum und jenem wahren Gefühlsmoment all zu oft keine Chance lässt, all dies viel zu oft in Definitionen namens Unrealismus und Illusion verbannt.
Unter ihrem Keuchen, den verzweifelten Versuchen auf ihrem Weg nach Luft zu ringen, überhören und übersehen sie.

Nein, auch hast nicht Du, hat nicht Adam den Menschen durch euer Handeln Sterblichkeit „auferlegt“. Im Gegenteil hast gerade Du den Menschen durch die wohl auch oftmals unter Schmerzen erfolgten Geburten Deiner mehr als jene drei bis heute namentlich genannten Kinder, alle wahren Geschenke des Lebens ermöglicht. Es liegt an uns, all euren Nachfahren diese Geschenke als solche zu erkennen und wieder zu lernen mit ihnen behutsam umzugehen. Eben „wirklich“ zu leben.
Doch was machen wir Menschen schon seit geraumer Zeit nur daraus? Wieso sind wir heutzutage schon oftmals längst vor unserem biologischen Ende gestorben? Wieso beginnt unser Sterben immer öfter schon nach wenigen Lebensjahren?<

Mögen wir Menschen inzwischen zwar, gemessen an Lebensjahren immer älter werden, so leben wir mehrheitlich im Sinne von „Leben“ letztlich doch immer kürzer. Leben wenn überhaupt, beschränkt sich doch meist nur noch auf Zeiteinheiten, welche dem heutigen Menschen durch seiner selbst definierten Regelungen auferlegt werden.

Ach, liebe Eva. Lass mich diesen Brief an dieser Stelle für heute beschließen. Jedoch nicht ohne zu betonen, dass es tatsächlich nach wie vor Wunderbares gibt, auf dieser, unser aller Welt. Uns nach wie vor immer wieder aufs Neue der morgendlichen Sonnenaufgang beschert ist. Auch wenn dies vielen nur mehr als Selbstverständlichkeit gelten mag, da sind sicherlich nach wie vor auch Menschen, welche in den ersten Sonnenstrahlen die Verkündung eines bevorstehenden Tagesanbruchs begreifen. Wissen, jeder Sonnenaufgang kann auch eine neue Chance sowie das Ende einer langen Nacht bedeuten. Menschen, welche wissen, dass jedermann in jedem Sonnenaufgang nicht nur die aufkommende Helligkeit, sondern auch das damit verbundene Licht erkennen darf.

Mit genau diesem Licht mag ich Dir nun auch diesen ersten Teil meines Briefes zusenden.

Auf bald

Dein(e) Dir ewig verbundene(r) ... ....

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